Interdisziplinäres Handeln in der Geriatrie beschreibt eine neue, effektive Form der Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Heilberufen zum Wohle der geriatrischen, multimorbiden Pflegebedürftigen.
Interdisziplinarität bedeutet wörtlich (lat.) „zwischen den Schülern“. In unserem Fall bedeutet dies: alle am Medikationsprozess Beteiligten, also Pflegefachkraft, Arzt und Apotheker, begegnen sich als „gemeinsam Lernende“.
Dabei besteht eine gewisse Abgrenzung zum Begriff der Multidisziplinarität. Hier handeln unterschiedliche „Fachdisziplinen“ gleichzeitig, quasi „additiv“ nebeneinander; im besten Fall agieren diese einander ergänzend, z.B. durch gemeinsame Schlussfolgerungen. Während des interdisziplinären Handelns findet jedoch ein echter Dialog und ein Methodentransfer statt. Zudem werden dadurch auf einer höheren Ebene gemeinsame Handlungsgrundsätze, z.B. Qualitätsindikatoren, und neue Standards für alle beteiligten Disziplinen gefunden. Interdisziplinäres Handeln geschieht in der OAV (Optimierten Arzneimittelversorgung) u.a. durch Fall- oder Risikokonferenzen sowie Arzneimittelkomitees und gemeinsame Workshops des gesamten geriatrischen Teams. Mit der geriatrischen Interdisziplinarität beginnt eine neue Form der Zusammenarbeit der Heilberufe - auf Augenhöhe: die hierarchischen heilberuflichen Strukturen werden zugunsten der Teamarbeit und der Patientenversorgung im demografischen Wandel umgestaltet.
Aufbauend auf diesem Grundsatz entwickeln wir neue Versorgungsmodelle für geriatrische Patienten mit Multimedikation in Pflegeheimen und bei ambulanten Pflegediensten.